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Missbrauch; Staat und Religion. Der Webspiegel vom 19.05.

Bild: kurier.at

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Missbrauchsfall im Kollegium Kalksburg 

Ein ehemaliger Schüler des angesehenen Gymnasiums Collegium Immaculatae Virginis des Jesuitenordens in Wien klagt einen ehemaligen Betreuer sowie den Orden auf Schadenersatz wegen sexuellen Missbrauchs. Der heute 44jährige hatte das Gymnasium ab 1982 besucht und dort 1988 marturiert. Am Anfang seiner Schulzeit im Jesuiten-Internat, das bekannter unter dem Namen Kollegium Kalksburg ist, sei er dort mehrfach sexuell missbraucht worden. Ein heute 56-jähriger Lehrer aus Niederösterreich, der damals Student war und als Nacht-Aufseher im Gymnasium gearbeitet hat, wurde angezeigt, berichtet der Kurier, der den vermeintlichen Täter auch zum Interview getroffen hat. Der Beschuldigte deutet darin seine Bereitschaft, Schadenersatz zu leisten, an. Bereits 2010 waren Fälle von Missbrauch im Eliteinternat Kalksburg bekannt geworden. Damals hatte André Heller berichtet, das Missbrauch und „jesuitische Selbstjustiz“ statt Opferhilfe im Kollegium  an der Tagesordnung waren.

Bild: apa.at

Bild: apa.at

Kirchenlieder im Volksschulunterricht haben ein juristisches Nachspiel

Die Initiative Religion ist Privatsache hat den Leiter des niederösterreichischen Landesschulrats Hermann Helm sowie dessen Parteifreund und Vorgesetzten Erwin Pröll wegen Amtsmissbrauchs angezeigt. Zuvor war ein Jurist des Landesschulrats zwangsversetzt worden, weil er einer Volksschule untersagt hatte, im allgemeinen Musikunterricht Lieder zur Vorbereitung der katholischen Erstkommunion mit den Volksschüler einzustudieren, obwohl sich auch nicht-katholische Schüler in der Klasse befanden.

Die Initiative Religion ist Privatsache hat bei der Staatsanwaltschaft in St.Pölten eine zehnseitige Darstellung des Sachverhalts, verbunden mit der Aufforderung zu überprüfen, ob tatsächlich der Tatbestand des Amtsmissbrauchs erfüllt ist, hinterlegt.

Eytan Reif, Sprecher der Initiative wird in einer Stellungnahme zitiert: „Es geht nicht an, dass ein amtierender Präsident des Landesschulrates auf Zuruf des Boulevards eine vollkommen abenteuerliche Rechtsmeinung vertritt und damit Eltern verunsichert, die eine von ihm über Monate mitgetragene sehr klare Position erfahren haben. Es geht auch nicht an, dass ein Präsident des Landesschulrates und zugleich Landeshauptmann, ohne dazu ermächtigt zu sein, die Trennung von Staat und Kirche kurzer Hand über die Kronen Zeitung für aufgehoben erklärt und damit der weltanschaulichen Diskriminierung Schüler Tür und Tor öffnet.“

Es wird sich nun zeigen, ob der von höchster Stelle der Landespolitik verordnete Zwangsreligionsunterricht juristisch ein Nachspiel für Pröll und Helm hat. Die Leiterin der betreffenden Volksschule im Bezirk Tull soll auf die Vorwürfe übrigens mit einer Ausweitung der Kommunion-Vorbereitungen auf den gesamten Unterricht begegnet haben.

Traurig ist der geringe Umfang in der Berichterstattung, die die Medien dem Fall allgemein widmen, zumal sich die Krone von Anfang an in den bildungspolitischen Skandal auf Seiten katholischer Eltern, Lehrer, Schulleiter und Landespolitiker hat einbinden lassen. Die Zahl der Kommentar, den Artikel zum Fall (z.B. beim Standard) hervorrufen allerdings zeigt, dass das Interesse groß ist.

Lohnender Austausch zwischen Staat und Religion?

In der vergangenen Woche widmete sich ein Kommentar in der Wochenzeitung Die Zeit der Frage, ob Kontakte zwischen demokratischem Staat und den Vertretern einzelner Religionen gut, sehr gut oder sehr sehr gut sind. Die Begründung für ihre Antwort fällt bei Evelyn Finger, die das Ressort „Glauben und Zweifeln“ leitet, leider eher schmal aus. Auch geht sie nicht darauf ein, dass die Auswahl der religiösen Eliten, denen man privilegierten Zugang zur Politik gewährt, stets eine religionspolitische Wertung darstellt.