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Religion im ORF, Abgeordnete im Gottesdienst – Der Webspiegel vom 5.5.2014

Die Religionsredaktion des ORF arbeitet an ihrem Ruf als religiöse Redaktion. Ein paar Nationalratsabgeordnete haben sich zum Beten in der Hofburg getroffen. Neuigkeiten aus dem privilegierten Reich der Kirche.

Foto: religion.orf.at

Foto: religion.orf.at

Religion.ORF glaubt, statt zu hinterfragen

Gleich zwei Mal hat die Religions-Redaktion des ORF in den vergangenen Tagen ihren unkritischen Umgang mit Agenturmeldungen bewiesen. Im ersten Fall ging es um eine Meldung der katholischen Nachrichtenagentur kathpress über eine Überprüfung des Heiligen Stuhls durch das Anti-Folter Komitee der UNO, die der ORF übernommen hat. Christoph Baumgarten hat sich daraufhin an die Religionsredaktion des ORF gewendet: „Die Übernahme der Kathpress-Aussendung zur Überprüfung des Heiligen Stuhls durch das Anti-Folter-Komitee ist aus journalistischer Sicht mehr als problematisch. Zum einen wird hier die bewusste Begriffsverwirrung zwischen Vatikan und Heiligem Stuhl übernommen. […]Zum anderen finden sich dann auch noch eindeutige Formulierungen wie „Durch Lobbying beim Vorsitzenden des Anti-Folter-Komitees, den liberalen und stark für Homosexuelle engagierten amerikanischen Juristen Claudio Grossman.“ Da schaut nach einem privilegierten Zugang kirchlicher Publizistik zu öffentlich-rechtlichem Rundfunk aus.

Im zweiten Fall übernahm der ORF eine Meldung der Deutschen Presse Agentur dpa unter dem Titel „Studie: Gläubige Kinder hilfsbereiter und friedlicher.“ Was schon auf den ersten Blick fragwürdig erscheint, entpuppt sich auch auf den zweiten Blick als durchaus fraglich. In einer Studie, die sogar von der Deutschen Forschungsgemeinschaft mitfinanziert wurde, hat eine Gruppe deutscher Forscher dem Zusammenhang zwischen Glauben und Sozialverhalten bei acht- bis neunjährigen Kindern untersucht. Bei der Studie wurden rund 1.400 Kinder sowie deren Eltern befragt, wobei die Fragebögen jeweils per Post in die Familien gelangten, sodass nicht einmal überprüft werden kann, ob die Kinder im Grundschulalter überhaupt selbst die Fragen beantwortet haben. Die Methodik der fragwürdigen Studie war für die Religions-Redaktion des ORF jedoch keine Zeile wert. Unhinterfragt wurde die mehr als fragwürdige These, dass Kinder, die tief im christlichen verwurzelt sind, hilfsbereiter und friedlicher sind, als wissenschaftlicher Befund verbreitet.

Parlamentarisches Gebete 

In der Wiener Hofburgkapelle gab es in diesem Jahr eine Premiere, wie kathweb.at und diepresse.com berichten. 13,7 Prozent aller Nationalratsabgeordneten versammelt sich dort am Vorabend der Budgetrede im Parlament zu einem ökumenischen Gottesdienst mit Kardinal Christoph Maria Michael Hugo Damian Peter Adalbert Graf von Schönborn-Buchheim, dem Vorsitzenden der orthodoxen Bischofskonferenz Metropolit Arsenios Kardamakis und dem evangelisch-lutherischen Bischof Michael Bünker. Dieser bemängelte in seiner Predigt eine „gewisse Gnadenlosigkeit“ gegenüber Politikern. Allerdings sei es „für die Kirchen von alters her üblich, Menschen, die das politische Geschäft übernehmen und sich in den Dienst des Allgemeinen stellen, ins Gebet zu nehmen“. Na dann kann ja nichts passieren. Angesichts des nicht allzu großen Andrangs zum Gottesdienst stellte Die Presse fest, die Österreicherinnen und Österreicher würden durch ihre Abgeordneten recht gut repräsentiert.