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Initiative gegen Kirchen-Privilegien
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Der Wiener Erzbischof, ein Kleinunternehmer?

Der ORF2 Report widmete sich gestern in einem Beitrag den bischöflichen Vermögen, den sogenannten Mensalgütern (lat. „Tafelgütern“). Diese Güter sollten die Bischöfen einst ein standesgemäßes Leben unter Aristokraten ermöglichen. Auch heute noch bescheren sie den Bischöfen und Bistümern große Vermögen und Einnahmen.

Seit der Empörung über die hohen Ausgaben des Limburger Bischofs Tebartz-van Elst, betonen die Bischöfe ihre Bescheidenheit, und reden sehr gerne über ihre Bescheidenen Autos und Wohnungen. Im ORF-Beitrag, schickt unter anderem der Wiener Erzbischof seinen Sprecher, um zu betonen, wie bescheiden er doch sei.

Der Sprecher des Wiener Erzbischofs berichtet im Beitrag, die bischöflichen Mensalgüter würden einen Umsatz von rund 7 Millionen Euro jährlich machen, was in etwa dem Umsatz eine Supermarktfilliale entspreche. Dass bei einem Unternehmen, dessen Geschäfte hauptsächlich aus dem Vermieten und Verpachten von edlen Immobilen und Grundbesitz bestehen, am Ende mehr Gewinn übrig bleibt, als bei einem Supermarkt mit gleichem Umsatz, das liegt auf der Hand.

Aus welchem Besitz sich die Mensalien des Wiener Erzbischofs zusammensetzen, das haben Carsten Frerk und Christoph Baumgarten für ihr Buch „Gottes Werk und unser Beitrag“ zusammengetragen, soweit dies überhaupt möglich war, schließlich gibt es keine öffentlich zugänglichen Bilanzen oder Vermögensübersichten.

Die Mensalgüter des Wiener Erzbischofs umfassen nach ihren Recherchen zum Einen die beiden landwirtschaftlichen Güter Obersiebenbrunn und Jedenspeigen.

Diese gelangten 1879 in den Besitz des sog. „bischöflichen Stuhls“ von Wien, als den Grafen von Kollonitz die männlichen Erben ausgingen.

Beide Güter bestehen aus gleich mehreren Immobilien und großen landwirtschaftlichen Flächen, die seit den 1940er Jahren zum Großteil auch selbst bewirtschaftet werden. Für das Gut Obersiebenbrunn erhielt der Wiener Erzbischof 2008/2009 allein 217.533,92 Euro an EU-Agrarsubventionen. Für Jedenspeigen beliefen sich die Zuschüsse auf 220.732,96 Euro. Bei einer damaligen Förderungshöhe von 148€/Hektar ergibt sich eine Fläche von über 2.900 Hektar.

Hinzu kommt noch das Forstamt Kirchberg am Wechsel. Während im ORF Beitrag nur die Rede von einer Jagdvilla war, gehören laut den Recherchen von Frerk und Baumgarten auch über 5.000 Hektar Wald hinzu. Und dann wäre da noch das Revier Bomegg/Rettenegg mit weiteren 3250 Hektar. Insgesamt gehören zum Besitz des Erzbistums 16 Eigenjagden und vier Fischereibetriebe. Wie es bei Großgrundbesitz nun einmal so ist, werfen diese Besitztümer auf unterschiedlichste Art und Weise Geld ab. So freut sich der Wiener Erzbischof etwa über Mieteinnahmen von der touristischen ARGE Langlauf, die ihre Semmering-Wechsel-Panoramaloipe zum Teil auf seinem Grund betreibt, sowie auch über Pachteinnahmen vom Golfclub Schönfeld, der einigen Grund bis ins Jahr 2060 vom Bischof gepachtet hat. Der Erzbischof von Wien ist damit alles Andere als ein Kleinbauer, sondern eher ein Großagrarier.

Und da die Struktur seiner Mensalgüter noch in weiten Teilen der eines uralten und gewachsenen aristokratischen Vermögens entspricht, nennt der „Bischöfliche Stuhl“ auch mehrere Immobilien in innenstädtischen Toplagen Wiens sein Eigen, zum Beispiel das Geburtshaus Johann Nestroys, ein ehemaliges Stadtpalais in der Bräunergasse 3 im 13. Bezirk oder das Erzbischöfliche Palais im 1. Bezirk. Dessen Straßenseiten werden genau so gewerblich vermietet wie auch die Büroräume im 5. Stock, die 1964 geschaffen wurden.

Die im ORF-Beitrag genannte Wohnung des Bischofs mag der Raumaufteilung nach („Zwei-Einhalb-Zimmer“) bescheiden sein. Die Mensalgüter der Bischöfe als Ganzes betrachtet sprechen eher nicht für kirchliche Bescheidenheit.