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Umstrittener Kongress: Exorzismus auf dem Programm

tt.com, 3.7.2011

Immer weitere Kreise zieht die sexuelle Nötigung, die einem Tiroler Franziskaner und dem Missio-Leiter vorgeworfen wird. Nun kommt auch ein Kongress ins Spiel.

Innsbruck – Die Beschwerde gegen Peter Hofmann bei der Ärzte kammer könnte erst der Anfang einer großen Geschichte sein. Wie berichtet, hatte der Grazer Psychiater der Frau, die Opfer von mehrmaligen sexuellen Übergriffen von zwei Geistlichen sein soll, ein Borderline-Syndrom attestiert.

Albert Steinhauser von den Grünen fordert nun, dass Hofmann die Lizenz als gerichtlicher Gutachter entzogen wird. Steinhauser stellt die fachliche Qualifikation in Frage, da der Psychiater die Frau nie selbst untersucht hat, sondern die Diagnose aufgrund der Sichtung von SMS und E-Mails an einen der angezeigten Geistlichen stellte. Dazu übt Steinhauser auch Kritik an den Aussagen von Hofmann, der u. a. meint, dass nur ein Teil der Opfer von pädophilen Übergriffen traumatisiert sei. „Damit wird das Thema total verharmlost“, ärgert sich Steinhauser.

Es ist nicht das erste Mal, dass Hofmann in den Mittelpunkt von Kritik und Kontroversen rückt. Bereits 2007 gab es medial große Aufregung um den Kongress des privaten „Instituts für Religiosität in Psychiatrie und Psychotherapie“ (RPP) in Graz, wo Hofmann als Referent auftrat und auch mit Weihbischof Andreas Laun über „Kirche und Pädophilie“ diskutierte. Bereits im Vorfeld kam es zum Eklat, weil von Institutsgründer, Psychiater­ und Opus-Dei-Laienmitglied Rapahel Bonelli unter anderem Vorträge über die Heilung von Homosexualität und zu Exorzismus ins Programm genommen wurden. Eine Tatsache, die auch der Innsbrucker Psychiater Wolfgang Fleischhacker nicht hinnehmen wollte. „Ich habe ursprünglich zugesagt, im Programmkomitee zu arbeiten, weil mich das Thema des Kongresses interessiert hat“, sagt Fleischhacker. Doch als der Arzt zum ersten Mal das Programm zu Gesicht bekam, „habe ich Themen entdeckt, mit denen ich mich nicht identifizieren konnte. Das größte Problem hatte ich mit dem Thema Exorzismus. Dass man darüber auf einem Psychiatriekongress spricht, fand ich eigenartig. Ich habe daher meine Mitarbeit sofort abgesagt“, erinnert sich Fleischhacker.

Nach Protesten gegen Markus Hofmann, der sich zu Zwangstherapien bei Homosexuellen äußern wollte, kam es zur Absage des Programmpunkts, wie es hieß. Nicht richtig, so Bonelli. Hoffmann sei als Referent nicht eingeladen gewesen. Nur sein Beitrag sei auf die Homepage gestellt worden. Laut Bonelli sei klar gewesen, dass die Themen „kontrovers angesehen werden könnten“, aber die einzelnen Beiträge hätten auch „nicht die Meinung der Veranstalter wiedergegeben“.